Versuchspferd Java schreibt Rehoming-Geschichte
12 Jahre lang stand die Freibergerstute Java als Versuchspferd im Dienst der Wissenschaft und der Tiermedizin. Pferde wie sie lassen Studierende Eingriffe wie Blutentnahmen, Rektaluntersuchungen oder Abläufe klinischer Untersuchungen an sich üben. Geduldig stehen sie auch Modell bei Anatomieübungen oder Lahmheitsschulungen. Doch wenn diese Tiere ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen können, bleibt ein Platz im Ruhestand selten. Mit dem Rehoming-Projekt setzt sich der Schweizer Tierschutz STS dafür ein, Tieren wie Java eine zweite Chance zu geben. Dank der Zusammenarbeit mit der Universität Zürich konnten wir Java erfolgreich an die STS-Sektion Le Refuge de Darwyn vermitteln, damit sie einfach Pferd sein darf.
Wenn ein Versuchstier ausgedient hat, bedeutet es meistens das Ende seines Lebens und es wird eingeschläfert oder mit CO2 vergast. Die meisten dieser Tiere sind nämlich genetisch verändert und dürfen das Labor nicht lebend verlassen. Für einen kleinen Teil der Versuchstiere, die noch oder wieder gesund und genetisch nicht verändert sind, sieht es jedoch anders aus. Mit dem Rehoming-Projekt setzt sich der Schweizer Tierschutz STS für diese Tiere ein: In Zusammenarbeit mit Partneruniversitäten vermitteln wir ehemalige Versuchstiere an geeignete Lebensplätze, seien diese bei Privatpersonen oder bei unseren Sektionen. Denn wer jahrelang für uns Menschen im Dienst stand, verdient einen würdevollen Lebensabend.
Unser Einsatz für ausgediente Versuchstiere zeigt Wirkung: Seit dem Start des Rehoming-Projekts Ende 2018 ist die Zahl der erfolgreich vermittelten Tiere kontinuierlich gestiegen. Bis heute konnten über 1000 Tiere – darunter Ratten, Mäuse, Kaninchen und Hunde – in ein neues Zuhause umziehen. Mit Java wurde nun das erste Pferd erfolgreich vermittelt.
Vom Versuchspferd zur Pensionärin
Jedes Tier ist besonders, so auch Java. Mit ihrer geduldigen Art brachte sie 12 Jahre lang unzähligen Tiermedizinstudierenden das Handwerk näher. Sie blieb ruhig, wenn junge Hände unsicher waren, und schenkte so Übungsmöglichkeiten und Sicherheit. Zudem ermöglichte ihr Einsatz als Kontrollpferd unzählige wissenschaftliche Erkenntnisse aus Fütterungsversuchen.
Mit der Zeit veränderte sich jedoch ihre Situation. Sie entwickelte eine Lahmheit und nahm zu. Wegen der gesundheitlichen Beschwerden konnte sie ihre Rolle als Übungs- und Versuchspferd nicht mehr erfüllen. Für die meisten Versuchstiere wäre dies das Ende gewesen – besonders für grosse Tiere, die langlebig sind, viel Platz benötigen und deren Unterbringung mit hohen Kosten verbunden sind. Trotzdem haben wir es geschafft: Dank der Zusammenarbeit mit der Universität Zürich und dem Engagement unserer STS-Sektion Le Refuge de Darwyn konnte Java im September 2025 in ihr neues Zuhause umziehen.
Trotzdem haben wir es geschafft: Dank der Zusammenarbeit mit der Universität Zürich und dem Engagement unserer STS-Sektion Le Refuge de Darwyn kann Java Ende September 2025 in ihr neues Zuhause umziehen, wo auf ihre anspruchsvolleren Bedürfnisse eingegangen werden kann. Da ihre neuen Lebensgenossen ähnliche Ansprüche haben wie sie, wird sie wieder in eine Herde integriert. Dort kann sie mit anderen Pferden interagieren und spielen – hoffentlich noch viele schöne Jahre lang.
«Java war eine Herausforderung für das Rehoming-Projekt, das bis jetzt eher auf Nagetiere, Kaninchen und Hunde ausgelegt war. Dass wir es dennoch geschafft haben, einem grossen, anspruchsvollen Versuchstier einen schönen Lebensabend zu ermöglichen, gibt uns Hoffnung. Gerade im streng regulierten Bereich der Tierversuche freuen wir uns über jeden noch so kleinen Erfolg. Mit dem Rehoming-Projekt übernimmt der STS aber auch eine ethische Verantwortung und versucht, zumindest einem kleinen Teil der Tiere, die für unseren Wissensgewinn genutzt werden, etwas zurückzugeben.»
Naomi Bigler
Fachstelle Versuchstiere, Schweizer Tierschutz STS
Schenken Sie Versuchstieren ein neues Leben
Ihre Unterstützung ist lebenswichtig: Mit Ihrer Spende fürs Rehoming-Projekt ermöglichen Sie die Vermittlung und den Transport sowie tierärztliche Betreuung, spezialisierte Tierpflege und eine tierfreundliche Unterbringung für ehemalige Versuchstiere.

Im Einsatz für Versuchstiere
In der Schweiz werden jährlich rund 600’000 Tiere für Versuche eingesetzt, von Mäusen, Ratten, Kaninchen und Fischen bis hin zu Hunden, Schweinen und Pferden. Der STS will eine Forschung, die Würde und Rechte der Versuchstiere ernst nimmt. Er fordert den Verzicht von schwerbelastenden Tierversuchen, die mit sehr viel Tierleid verbunden sind. Stattdessen sollen tier(versuchs)freie Methoden zum Einsatz kommen, die bereits heute schon dank modernster Technologien für viele Forschungsgebiete entwickelt wurden, bisher aber noch zu wenig eingesetzt werden.